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Damals 1992 war endlich über das Sorgerecht entschieden und wir konnten einen Urlaub nach unserem Geschmack machen, meine zwei Söhne und ich. Mein Älterer sagte am Chiemsee: "jetzt will ich aber mal wohin, wo es richtige Schiffe gibt". Am Chiemsee sind das zwar auch keine falschen Schiffe, aber ich verstand, er will Seeschiffe sehen.
Meine Söhne gerade mal 11 und 8 Jahre alt kamen zum ersten Mal an die Nordsee, wir hatten eine Wohnung in Varel etwa 20 Kilometer von Wilhelmshaven und 50 Kilometer von Bremerhaven, das sollte sich als sehr günstig erweisen. Kaum waren wir nach der Fahrt angekommen ging's sofort weiter nach Wilhelmshaven. Erst mal die Stadt erkunden: wir waren ja noch nie da. Im Marinearsenal sahen wir bereits alte Schnellboote und ein U-Boot, an der Strandpromenade noch eine grosse Güterzuglokomotive der Baureihe 44, die Kinder waren schon begeistert.
Am nächsten Tag ging's nach Bremerhaven, wo eine original Kogge von 1380 im Deutschen Schiffahrtsmuseum zu sehen ist. Aber es gab noch viel mehr zu sehen: Die Seute Dern, eine Dreimastbarke von 1890 noch aus Holz gebaut. Ferner lagen ein Hochseebergungsschlepper, ein Walfänger und Feuerschiff im Museumshafen. Ausserdem nicht zum Museum gehörig, ein Boot XXI, das modernste U-Boot des II. Weltkrieges. Natürlich gab es auch im Inneren des Museums viel zu sehen, die Kogge, noch im Kornservierungsbecken und eine Vielzahl von Modellschiffen auserdem noch Uniformen der verscheidenen Epochen.
Beim Streunen in der Stadt, entdeckte ich noch das Morgensternmusem, ein kleines aber schönes Museum im alten Hafen, den Herr van Ronzelen im Jahr 1850 anlegte. Bremen hatte nämlich die Befürchtung, dass durch die Versandung der Weser Bremen als Hafenstadt an Beudeutung verlieren könnte und liess den Hafen in Bremerhaven bauen. Nun habe ich aber den Eindruck, dass Bremen gerade durch Bremerhaven an Bedeutung verloren hat. Irononie des Schicksals.
Am nächsten Tag erzählte uns unser Vermieter, dass bei der Marine jeden Mittwoch Tag der offenen Tür sei, da mussten wir natürlich hin. Was wir dort vorfanden war einfach klasse, aus Lautsprechern erklangen bekannte Seemanslieder, Stände mit Essbarem, Getränke wurden angeboten und sogar Ersttagsblätter der Bundespost, aber auch ein Stand mit sündhaft teuren Modellschiffen. Natürlich durften wir auch die in Wilhelmshaven beheimateten Schiffe besuchen. Zerstörer der Hamburg Klasse, Fregatten und Versorger.
Zerstörer Hamburg, schon Geschichte
Diese Schiffe haben die Hamburg Klasse ersetzt. Die Fregatten der Brandenburg Klasse. auf dem Foto die Freagtatte Mecklenburg Vorpommern
Beim Spazieren duch das Gelände redete ich natürlich auch mit meinen Söhnen, plötzlich kommt ein Radfahrer an und ruft: "a Schwob", dabei fiel er vom Fahrrad. In der Küche unserer Wohnung fand ich eine Menge Informationsmaterial vor darunter auch eine Karte der Umgebung, die studierte ich natürlich während die Kinder schon schliefen.
Fortsetzung folgt.
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Zitat von ekuehn
Meinte er vielleicht: "a Schwob"?
Ja klar, sehr aufmerksam von Dir. Aber er hätte deswegen nicht gleich vom Fahrrad fallen müssen.
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Das nahegelegene Dangast konnte es nicht sein, Sandburgen bauen war nicht so unser Ding, ausserdem liessen wir dort am Meer den Tag ausklingen. Fedderwardersiel, das war es die Kinder konnten direkt an's Meer. Schon am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg, und wir wurden nicht enttäuscht, was wir vorfanden war ein kleines Fischerdorf, mit schmucken Krabbenfischerbooten.
Hier konnten die Kinder spielen und Fische fangen und Taschenkrebse, das war ein Erlebnis wie sie es noch nie hatten. In weiser Voraussicht hatte ich noch für alle ein zweites Paar Schuhe mitgenommen und genug Plastiktüten, in denen wir die dreckigen Schuhe verstauen konnten. In dem Dorf war auch noch ein kleines aber schönes Museum mit Vögeln und wieder vielen Modellschiffen. Insgesamt konnten wir sagen das hatte sich gelohnt.
Im Fernsehen hatte Heinz Sielmann Burgers Zoo in Arnheim so sehr gelobt, dass ich dachte, das wäre ein lohnendes Ziel, also hingefahren 300 Kilometer ein Weg. An der Kasse die Dame war sehr freundlich und nahm ohne Probleme meine D-Mark, aber Rückgeld gab sie in Gulden. Im Zoo jedoch kannte unsere Begeisterung enge Grenzen, zwar kann man hier von Artegerechter Haltung reden, das ist für die Tiere gut, aber nicht für die Besucher. Wir sahen viel Grün und wenig Tiere, die hatten sich fast alle in ihren vielen Versteckmöchlichkeiten zurückgezogen. Nun hatte ich einige Gulden in der Tasche, kein Problem, Benzin ist hier billiger und Zigaretten auch, so hatte ich's in Erinnerung. An der Tankstelle wurde ich eines Besseren belehrt: wie hatte sich das geändert: Benzin war teurer als in Deutschland und Zigaretten auch. Wir waren nocht oft in Varel, aber nach Arnheim sind wir nicht mehr gefahren, dagegen zu Hagenbeck schon.
Der zweitletzte Tag war wieder Bremerhaven vorbehalten, und wieder hatten wir Glück: Ubena von Bremen war da.
Die Ubena von Bremen
Der Nachbau jener Kogge von 1380. Wir gingen anfangs ziemlich schüchtern um das Schiff herum, bis uns jemand aufforderte, doch an Bord zu kommen. Bereitwillig wurde uns alles gezeigt, wir konnten sehen wie auf dem Schiff heute gewohnt wird, etwas besser als damals aber nicht sehr komfortabel. Im 14 Jahrhundert gab es keine Betten an Bord, damals wurde einfach auf der Ladung geschlafen und einen Deutz Dieselmotor hatten sie vermutlich auch noch nicht.
Mein Sohn, sieht noch kaum über die Relling, ist aber schon einer dieser Piraten
Am Abend die Kinder früh in's Bett gejagt, weil sie morgen früh raus müssten, es gab auch keinen Widerspruch, denn wir wolten über Hamburg nach Hause fahren. Die langweilige Autobahnfahrt, brachten wir hinter uns. Unser Ziel waren die Landungsbrücken. Dort angekommen trauten wir unsern Augen nicht: an der Pier lagen zwei Schiffe, die auch ich noch nie gesehen hatte. Vorne die Rickmer Rickmers, ein Segler von 1890, gebaut von der Rickmers Werft für Rickmers Reederei und benannt nach dem Enkel von Werft- und Reedereibesitzer. Einige Zeit fuhr das Schiff für Rickmers, bis es verkauft wurde und als Max für eine Andere Reederei gefahren ist. 1916 ist sie von Portugal aufgebracht worden, wo sie unter dem Namen Flores (Blumen) fuhr, bis sie Dienst tat bei portugiesischen Marine wo sie den Namen Sagres (von Prinzipe Henrique gegründete Nautikerschule) erhielt. In den 80er Jahren konnte sie von Hamburg zurückgekauft werden unter der Bedingung, dass portugiesische Offiziere dort wohnen dürfen wenn sie in Hamburg verweilen. Die Wohnräume der Offiziere sind nicht zu besichtigen, ich habe trotzdem einen Blick riskiert: mein lieber Specht, die haben Mondän gewohnt auf diesem alten Schiff.
Und dahinter, der weisse Schwan des Südatlantik die Cap San Diego. Diesen schönen Frachter mussten wir uns natürlich ansehen. Wir haben uns tatsächlich alles angesehen, Die Passagierkabinen, den Wohnraum des Kapitäns die Mannschaftkabinen, die Laderäume gross wie Kirchen. Im Maschinenraum angekommen, wurden die Augen meiner Söhne gross wie Bierdeckel. So einen Motor hatten se noch nie gesehen. Drei Stockwerke hoch und und neun Zylinder mit einem Durchmesser von je 140 cm.
Nachdem wir alles gesehen hatten und das Schiff verlassen wollten, musste ich sehen dass es stark regnete, so konnten wir das Schiff nicht verlassen. Wir konnten nur alles nochmal ansehen, aber danach hat immer noch so stark geregnet. ich musste zu denSöhnen sagen: jetzt müssen wir vom Schiff, egal wie, wir mussten nach Hause. Beim Auto angekommen waren wir natürlich durchnässt, aber was soll's wir konnten auf den Heinweg starten. Das war aber zunächst auch nicht schön. Regen bis Hannover, und vor mir so ein dummes Schwein Mit Nebelschlussleuchte. Den Konnte ich nicht überholen, egal wie ich es versuchte, ich kam nicht vorbei. Mach 6 Stunden waren wir aber zu Hause.
Jetzt kommen die Folgen dieses Urlaubes
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Die üblicherweise als "Folgen" bezeichneten Folgen können aber bei diesem Urlaub nicht folgen?
EK
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Zitat von ekuehn
Die üblicherweise als "Folgen" bezeichneten Folgen können aber bei diesem Urlaub nicht folgen?
Folgen an die Du denkst gab es natürlich nicht. Aber es ging was los, darüber werde ich heute berichten.
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Noch hatte ich keinen Grund schlimmes zu ahnen, aber bald schon fing mein kleiner Sohn an: Papa nun schreib doch mal an die Hamburg Süd (Hamburg Südamerikanische Damfschiffahrtsgesellschaft Eggert & Amsinck), noch versuchte ich abzuwimmeln. Doch gab ich schliesslich nach und schrieb einen Brief an die Hamburg Süd. Tatsächlich bekam ich Pläne, aber so klein dass ich nichts damit anfangen konnte. Nun wollte er dass ich an die Werft schreibe, die Howaldtswerke Deutsche Werft AG, auch von denen bekam ich was, damit konnte ich aber gleich gar nichts anfangen, diese Pläne zeigten das Innere des Schiffes. Insgeheim hoffte ich schon keine Pläne zu bekommen, denn der Autbau der Cap San Diego würde sehr schwierig werden.
Dazu hat die Cap San Diego noch zwei Kräne und soviel Bäume dass ein Förster mitfahren musste, die müsste ich natürlich beweglich machen. Mit der Beharrlichkeit meines Sohnes hatte ich nicht gerechnet, eines Tages kaufte er ein Heft in dem sehr viel Pläne für Schiffe und Flugzeuge angeboten waren, aber keine für C S D.
Ein Jahr später kamen wir wieder nach Hamburg, diesmal hatten wir einen ganzen Tag eingeplant. Schon vorab hatten wir uns die Erlaubnis eingeholt ganz oben auf das Peildeck zu dürfen, weil wir ein Modell bauen wollen, wie wussten wir noch nicht. Trotzdem ein ganzen Film verknipst. Mein Sohn fragte auch schon an der Kasse nach Plänen, aber es gab keine. Der Noddeutsche Loyd hätte welche sagte man uns. Also sind wir rüber zum Norddeutschen Loyd, dort sind wir schon am Empfang abgewiesen worden, von uns gibt's nichts. Da vorne etwas 600 Meter rechts ist eine Buchhandlung die hat sowas, wir also dahin getigert. Der wusste aber nichts, ich fragte ihn aber ob was hätte über die Schlachtschiffe der H Klasse. Das hatte er, er legte mir ein Buch vor in dem H Klasse vorkam, für 80 Mark kaufte ich es und oh Wunder nun wusste er auch wo es Pläne für die C S D gab. Jetzt gab es keine Ausflüchte mehr, ich musste das Schiff bauen, ungefähr ein Jahr brauchte ich dazu, dann war die Cap San Diego fertig, unsere Cap San Diego. Ein braves Schiff ist es geworden, an dem wir schon viel Freude hatten.
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